THE OPERATIC LIBRARY OF ELECTOR MAXIMILIAN FRANZ

Projektbeschreibung

Die Opernbibliothek von Kurfürst Maximilian Franz (1780-1794) ist ein seit 1. Jänner 2013 bis 31. Dezember 2015 laufendes FWF-Projekt (Projektnummer P25274), das am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien angesiedelt ist und von Univ.-Prof. Dr. Birgit Lodes geleitet wird.

Die Fragen

Maximilian Franz (1756-1801), jüngster Sohn Maria Theresias und ab 1784 Kurfürst von Köln, genoss den Ruf eines anspruchsvollen Musikmäzens mit einer umfangreichen Musikaliensammlung, die er sowohl für Aufführungen am Hof als auch für den Gebrauch und das Studium durch Hofmusiker zugänglich machte. Im Fokus stehen zunächst Fragen der Aufführungspraxis: Wie wurde diese Musik tatsächlich aufgeführt? Wie wurden die Musiktheaterwerke in Hinblick auf die Stärken und Schwächen der Mitwirkenden bearbeitet? Was trugen musikalische Persönlichkeiten am Hofe (wie etwa Neefe) zu den Produktionen bei? Welche Schlüsse lassen sich daraus über die frühesten musikalischen Erfahrungen des jungen Beethoven als Hofmusiker in Bonn ziehen? Davon ausgehend führen die Überlegungen weiter: Wie entstand die Notensammlung, zunächst in Wien und später in Bonn? Welche Personen (wie der Hornist und Verleger Simrock), Netzwerke und Transferprozesse spielten dabei eine Rolle? Was lässt sich über die Bedeutung des Kurfürsten im Wiener und Bonner Musikleben sagen? Welchen Einfluss hatte er auf das Bonner Hoftheater? Wie entwickelte sich dieses als Institution? Welchen Platz nimmt es im Kontext der Hofopernpraxis im deutschsprachigen Raum während des späten 18. Jahrhunderts ein?

Die Quellen

Der zentrale Bestand, von dem die Fragestellungen des Projekts ausgehen, ist die umfangreiche Musikaliensammlung von Kurfürst Maximilian Franz. Den Kern der Sammlung brachte dieser 1784 von Wien, wo er geboren wurde und aufwuchs, in die kurfürstliche Residenzstadt Bonn mit, wo er sie laufend vergrößerte. Durch die dynastischen Verbindungen, die zwischen Maximilian als Sohn Maria Theresias zum habsburgisch-estensischen Familienzweig bestanden, gelangten zumindest große Teile davon nach Modena, wo sie heute in der Bilbioteca Estense aufbewahrt werden. Das Projekt konzentriert sich auf die Musiktheaterwerke in der Sammlung, also auf die Identifikation und Analyse der Partituren sowie Sing- und Orchesterstimmen von Opernproduktionen. Es werden codicologische Informationen zu den Quellen selbst (Papier, Wasserzeichen, Kopisten etc.) systematisch ermittelt. Zudem werden die Inhalte dieser Quellen erschlossen und ausgewertet. Ergänzt werden die Forschungen an diesen Beständen durch die Aufarbeitung des Materials einerseits in verschiedenen Archiven im Rheinland (wie dem Landesarchiv NRW), wo sich vor allem Dokumente zu Organisation und Verwaltung des Hofes und des Hoftheaters sowie zu den Mitgliedern von Theater und Hofmusikkapelle befinden, sowie andererseits im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, in dem der umfangreiche Nachlass von Maximilian Franz erhalten ist.

Die Ziele

Durch die Aufarbeitung der musikdramatischen Quellen in Modena sowie des weiterführenden Materials zum Bonner Theaterbetrieb und der Person des Kurfürsten möchte das Projekt ein abgerundetes Bild der Bonner Hofopernpraxis im späteren 18. Jahrhundert erarbeiten. Ein spezifischer Punkt ist dabei die Relevanz dieser Forschungen im Kontext der frühesten musikalischen Erfahrungen Ludwig van Beethovens. Die Ergebnisse der Musikalienauswertung werden ab Ende 2015  in einer Datenbank zur Verfügung gestellt, die von einem Textband begleitet wird. Des weiteren werden Quellenstudien zum Thema veröffentlicht, sowie eine Dissertation zum Thema Erzherzog Maximilian Franz und die Musik[er] (von Elisabeth Reisinger) verfasst.

 

Porträt von Erzbischof Maximilian Franz, Gesamtansicht © Dombauhütte Köln / Köln, Kapitelsaal: Porträt von Erzbischof Maximilian Franz, Gesamtansicht © Dombauhütte Köln. Foto: Matz und Schenk

Maximilian Franz als Erzbischof von Köln, Gesamtansicht © Dombauhütte Köln / Köln, Kapitelsaal: Porträt von Erzbischof Maximilian Franz.  Foto: Matz und Schenk